Heute bin ich mit meinem "Belgacom Running Team" den grössten Staffelmarathon der Welt gelaufen, es war auch mein erster: Acerta Brussels Eiden. Ein tolles Erlebnis, alle haben sofort gesagt dass wir nächstes Jahr in derselben Zusammenstellung wieder dabei sein werden.
Unsere sehr grobe Schätzung lag bei ungefähr 3 Stunden.
Das Wetter hätte schlechter nicht sein können. Es goss in Strömen und war saukalt. Da ich der Zielläufer war, das heisst erst nach den ersten 35 Kilometern an der Reihe war, musste ich es am längsten in der Kälte aushalten. Zum Glück hatte ich eine Thermoskanne mit heissem Tee mit und bekam ich von "meinen" besorgten Männern noch Kleidungsstücke geborgt. Es nahmen über 1200 Teams teil. Da verlief der Start schonmal nicht so flott. Unser Startläufer, mein Chef, musste den ersten Berg noch im Schritt nach oben spazieren, bevor sich das Gedränge löste. Ein Nachteil wenn man als Firma und nicht als Leichtathletik-Mannschaft startete, dann hatte man einen schlechteren Startplatz. Trotz Rückenschmerzen und Tabletten-Doping lief Dirk seine 5km in guter Zeit, unter seinen geplanten 25 Minuten. Der erste Wechsel war chaotisch. Sogar der allererste Läufer, der nach 13 Minuten unter grossem Jubel ins Stadion kam, musste auf seinen Teamkollegen warten. Bei uns war es viel zu überfüllt in der Wechselbox. Wir hatten Dirk schon lange von der Tribüne oben gesehen, aber Laurent gelangte nicht auf die Bahn und nachdem Dirk schon eine Weile winkend herumgesprungen war, musste Laurent über die Absperrung klettern. Dieser Wechsel kostete uns ungefähr eine halbe Minute. Aber wir waren noch gut in unserem Zeitplan. Laurent lief 10km und kam wie geplant nach 20 Minuten durch's Stadion gelaufen nach seiner ersten Runde. Die Zeit die mir im Voraus so lang schien verging total schnell, da immer was los war. Die Organisation war sehr gut. Die volgenden Wechsel passierten immer an einer anderen Stelle des Stadions, so dass es ab dem zweiten Wechsel besser verteilt und übersichtlicher war. So zog immer das gesamte Team um zum Startplatz des nächsten Läufers. In die Box, es waren jeweils getrennte Boxen per 100 Teams, durften jeweils nur die entsprechenden Läufer. Als Laurent fast ankommen musste war mal kurz Panik, da Joost verschwunden war und sich noch irgendwo aufwärmte während wir fanden dass er langsam auf die Bahn sollte, aber es ging noch gut. Ich hatte Angst einen Krampf zu kriegen von der Kälte und bestellte meine langen "Knie"strümpfe bei Rudi, von dem ich aber nicht sicher war, ob er rechtzeitig kommen würde. Als 4. ging Marc an den Start, wiederum für 10km. Auch er lief seine 40 Minuten, ich hatte meine Teamkollegen gut gewählt. Kurz bevor Marc in Sicht kam, gab es grossen Jubel, denn das siegende Team kam 2:05 ins Ziel. Dann ging es plötzlich alles ganz schnell. Genau in diesem Moment kam auch Rudi an. Didier startete zu den letzten 5 Kilometern und ich wusste dass ich nur noch ungefähr 18 Minuten Zeit hatte. Mit Didier hatte ich 2x in der Mittagspause geübt, ich wusste dass er schnell sein würde. Ich musste mich schnell ausziehen. Nochmal auf's Klo denn der viele Tee... Dann aufwärmen, aber das war eigentlich nicht genug, dann musste ich schon runter. Der Wechsel war kein Problem, es standen nicht viele Läufer auf der Bahn. Es war kalt und nass und ich hatte lange genug gewartet, ich startete wie der Blitz mit meiner ersten Runde im Stadion. Als ich aus dem Stadion auf den Parcours lief sah ich dass ich ein Tempo von unter 4min pro Kilometer unmöglich durchhalten konnte. Ich musste nach einem ekligen steilen Berg dringend mein Tempo finden. Meine Schienbeine taten ganz doll weh, das zog bis in die Fussgelenke und hörte die ganze Strecke lang nicht auf. Ich kenne das, es kommt bei Bergen wenn ich nicht warm genug bin. Ich sagte mir die ganze Zeit: Das sind nur Schmerzen, einfach ignorieren. Aber irgendwie waren die Beine doch schwer. Es war sehr nass, klitschnass, kwietschende Schuhe, vollgesaugte Socken, kalter Wind, Schlamm und einige ordentliche Hügel. Ich überholte eine Menge Läufer 5 und sogar 4, das motivierte mich ziemlich. Als ich beinah wieder ans Stadion kam, hörte ich plötzlich Marc und Laurent rufen: "KATRIN!!! Gute Zeit!!! Super! Los, eine Runde noch!" Und dann durfte ich die Ehrenrunde durch's Stadion laufen bis ins Ziel, das war schon geil. Die Uhr zeigte 3:00:09, wie sich später herausstellte war die offizielle Nettozeit doch unter 3 Stunden, nämlich 2:59:29 und da war die Freude gross. Die individuellen Zeiten sind noch nicht bekannt, aber nach eigener Messung bin ich im Schnitt ungefähr 4:43 gelaufen, vielleicht etwas schneller, denn ich hatte meine Garmin erst ausgeschaltet als ich schon mein Getränk und die 6 Medaillen in Empfang genommen hatte. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit ist 14,11km pro Stunde (4:16 pro km), das ist schon deutlich schneller als ich selbst, unsere beiden 10km-Läufer waren gut! Ich hatte mir meine eigene Zeit ursprünglich etwas besser vorgestellt, aber bei diesen Umständen bin ich schon zufrieden und mein Team auch, und darum ging es ja. Alle bedankten sich für meine Initiative und Organisation und wollen beim nächsten Mal wieder mitmachen.
Wir sind 117. von 1223 Mannschaften, und in der Wertung der Firmen-mix-Teams sind wir 14. von 680, das finde ich für's erste Mal super!
(Nachtrag: laut offiziellem Ergebnis war mein individuelles Tempo 4:19!! Aber das glaube ich nicht :))
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