Sonntag, 26. Mai 2013

20km von Brüssel

Yes, yes endlich! Zum allerersten Mal ist es mir nun endlich gelungen auf dieser Strecke mein vorgenommenes Ziel zu erreichen. Seit ich vor vielen Jahren als Zuschauer bei diesem Lauf-Spektakel den Entschluss fasste mit dem Laufen zu beginnen, verbindet mich eine Art Hass-Liebe mit den 20km de Bruxelles. Jedes Jahr frage ich mich spätestens auf den letzten Kilometern, wenn nicht schon im Gedrängel auf den ersten Kilometern frustriert wieso ich mir das eigentlich antue, und jedes Jahr versuche ich es doch wieder (vergeblich) in einer zufriedenstellenden Zeit zu enden. Auch heute war mein Ziel es in 1h40 (oder am liebsten noch darunter) zu schaffen, und es ist -Hurra- 1h37 geworden.
Das habe ich zweifellos dem kühlen Wetter zu verdanken. Wie oft ich diesen ewig eisigen Frühling in diesem Jahr auch schon verflucht habe, heute waren die 6 Grad sehr willkommen als ich früh in mein Auto stieg.
Ich hatte eigentlich zu wenig und noch dazu sehr schlecht geschlafen, entweder durch den Vollmond oder durch die Aufregung und Angst zu verschlafen. Dabei hatte ich sogar auf die spannende 2. Halbzeit des Champions League Finales verzichtet um zeitig im Bett zu sein. Um 6.15 Uhr gab es Frühstück, ich esse immer 4h vor dem Lauf: echter Kaffe, ausnahmsweise, das wirkt dann wie Doping, 1 Actimel, 1 Glas Orangensaft, warmer Haferbrei, 1 Schnitte mit Erdnussbutter, 1 Banane und Erdbeeren mit weissem Joghurt.
An einem Sonntag Morgen um halb 8 ins Zentrum von Brüssel zu fahren ist eine Freude. Schon nach 15 Minuten fuhr ich in die Tiefgarage des Belgacom-Towers. Die Security-Agenten sind an so einem Tag immer besonders freundlich und witzig. Auch der Nordbahnhof ist so gut wie tot, nur ein Bahnsteig, wo der Zug Richtung Start der 20km geht ist bevölkert mit Läufern. Man kann es wirklich nicht verfehlen. Ich geniesse die Ruhe und gleichzeitig Spannung vor so einem Wettlauf am liebsten ganz alleine. Sauge die Atmosphäre in mich auf und probiere nicht zu aufgeregt zu sein. Angekommen bei dem Belgacom-Gebäude ganz nahe beim Start, wo es Umkleide-Zelte, die Startnummern und Duschen gab, traf ich dann auf viele bekannte Gesichter, obwohl mich scheinbar mehr kannten als umgekehrt, stellte ich beschämt fest. Es war wirklich saukalt. Ich hatte noch ein smartes blaues Regencape vom letzten Belgacom-Familientag, darauf konnte ich nach dem Start gut verzichten. Mein Chef sah noch besser aus mit einem Müllsack ohne Arme, wir hatten viel Spass. Mein Lauf-Kollege mit dem ich seit Ekiden regelmässig Freitags in der Mittagspause laufe hatte angeboten mir zu helfen mein Ziel zu schaffen, er wollte gern mein Pacemaker sein. Ich bin noch niemals mit einem Hasen gelaufen und wusste eigentlich gar nicht, ob das so gut geht. Aber es war einfach genial, ich fühlte mich wie so ein Professional! Er sagte immer dass ich nicht auf meine Uhr schauen soll, die Zeit wäre seine Sache. Ich weiss dass bei mir viel im Kopf entschieden wird und dass ich mich bei längeren Wettläufen sehr nervös machen kann wenn ich sehe dass es nicht läuft wie es soll. Bei allen Trinkposten liess er mich weiterlaufen und brachte er mir eine Flasche mit. Der reinste Luxus! Ich hätte sonst vielleicht gar nicht an jedem Posten etwas getrunken, sicher nicht das Isostar-Zeugs. Es war diesmal an nichts anderes denken, einfach nur folgen. Am Anfang war es in den propvollen Strassen nicht so einfach, es ist schon alleine schwierig sein Tempo zu laufen zwischen den Massen, aber noch schwieriger ist es zu zweit, wenn man sich nicht verlieren will. Aber es ging. Er lief immer ein bisschen vor mir, bahnte den Weg, zeigte die Richtung an und warnte vor Bordsteinkanten. Wir wussten dass die tödliche Tervurenlaan noch kommen musste, der 18. Kilometer bergauf. Der Plan war diesen Berg ganz ruhig anzugehen, wir konnten uns das leisten, und am Ende noch etwas schneller. Als wir oben waren liess er mich dann plötzlich gehen. Er rief mir von hinten noch zu dass ich alles geben soll auf den letzten 2km und er finishte 1min nach mir. Ich finde das eigentlich ein grosses Opfer, aber scheinbar hat ihm das Spass gemacht. Er sagte nächstes Jahr schaffen wir 1h35 :)
Ich fühlte mich viel besser als letztes Jahr. Ich habe eigentlich zum ersten Mal so richtig von Anfang bis Ende genossen. Es waren meine schönsten und einfachsten 20km von Brüssel bisher.
Aber alle sind schneller gelaufen als gedacht, das Wetter war auch ideal. Am Ziel sagte noch ein anderer Kollege den ich auch total nicht kenne zu mir, dass er den Auftrag hatte schneller zu laufen als ich und dass ihm das nicht gelungen ist.
Zurück bei unserem Arbeitgeber gab es die so nötige heisse Dusche und auch meine Thermoskanne mit Kamillentee war viel besser als das kalte Bier das es zu den belegten Brötchen gab. Wirklich eine prima Sache dass Belgacom das alles so chic organisiert. Ich bin sehr froh!

20km door Brussel bei Garmin Connect – Details

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